Wie liest man den Koran?
Am Beispiel der Sure Nr. 19 („Maria-Sure“)
Für Anfänger mag es nicht viel mehr als eine Leseübung sein, doch Fortgeschrittene können angesichts der aus dem Christentum bekannt vorkommenden Geschichten durchaus mal prüfen, ob sie bei Sure Nr. 19 („Maria-Sure“) (klicken) zumindest eine Idee davon bekommen, worum es in ihr geht.
Schön ist, dass Koranexemplare in der Regel durchvokalisiert sind. Das erleichtert das Lesen natürlich. Dennoch sind einige Dinge anders und könnten möglicherweise irritieren. Vor dem ersten Lesen sollte man also einige Dinge wissen.
Zeichen und Rechtschreibung
- Die Versnummerierungen stehen jeweils nach einem Vers statt davor.
- Die kleinen senkrechten Striche zwischen manchen Buchstaben stellen â-Dehnungen dar (wie Dehnungs-alifs).
- Stummvokalzeichen (sukûn) sind in vielen Exemplaren nicht ganz rund, sondern nach links leicht geöffnet.
- Die Koran-Rechtschreibung unterscheidet sich deutlich von der heute üblichen (z.B. "raħmati" ist in Vers 2 nicht mit ة, sondern mit ت geschrieben).
- Die Querbalken über alif-Buchstaben beinhalten anders als in der modernen Rechtschreibung keine hamza-Laute, sondern sind nur Rezitationshilfen, welche die Extralänge einer Dehnung anzeigen.
- Die kleinen erhöhten Buchstaben im Inneren mancher Verse sind (mit Ausnahme des mîm-Buchstabens) meist so etwas wie Stopps und Satzzeichen, ähnlich unserem Punkt und Komma.
- Der kleine erhöhte mîm-Buchstabe zeigt an, dass man an der betreffenden Stelle den Mund ungefähr wie zu einem M formen sollte.
Inhalt
- Die Rede ist so zu verstehen, dass es Gott (arab. allâh) ist, der mit Seinem Knecht und Gesandten Mohammed spricht, der diese Rede an die anderen Menschen weiterzuvermitteln hat.
- Die Namen bekannter Personen sind nicht alle auf dem ersten Blick erkennbar: Zakâriyâ ist Zacharias, Yaħyâ ist Johannes der Täufer, Ya'qûb ist Jakob, Hârûn ist Aaron, Maryam ist Maria, Îsâ ist Jesus.
- Vers Nr. 1 dieser Sure besteht nicht aus einem Wort, sondern aus einer Buchstabengruppe, die so gelesen wird: "kâf hâ yâ €în Sâd". Die Weisheit hinter dieser geheimnisvollen Buchstabengruppe ist bis heute unbekannt.
Hörrede
Wie man schon bald beim Lesen bemerkt, legt der Koran hohen Wert auf sprachliche Ästhetik und ist somit insbesondere ein Buch zum Hören. Darum existieren wunderschöne Rezitationen auch zu dieser Sure, z.B. diese oder diese.
Spicken
Am besten erst nach der Lektüre sollte man abgleichen, inwiefern man mit seinen inhaltlichen Vermutungen richtig gelegen hat: Übersetzung
Kommentare
arabisch.tv schrieb am 2016-09-25 at 17:48:33 Uhr:
Koranlektüre kann (zumindest manchen Fortgeschrittenen) übrigens in hohem Maße auch beim Arabischlernen weiterbringen; dies gilt besonders, wenn man eine vertraute Geschichte wie die von Josef und seinen Brüdern mit Sure Nr. 12 in feinstem Hocharabisch liest.
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